HUMANIFESTA!
Die Offene Akademie für eine Integrative Gesellschaft
Sonntag, 27. September 2020, 11:00-18:30 Uhr, im Anschluss humaniFIESTA!
Forum Stadtpark, Stadtpark 1, 8010 Graz
Die Humanifesta in Graz konzentriert sich nicht nur auf den Projektrückblick und die Analyse der Gegenwart (was war?, was ist?), sondern auch auf den Kick-Off eines Think-Tanks der Critical Humanities, der sich der Entwicklung zeitgemäßer Formen der Erwachsenenbildung widmet (was kommt?). Im Zentrum steht dabei die Herausforderung einer (inter-)disziplinären, kognitiven, methodischen Mehrsprachigkeit, die Ausgangspunkt weiterführender Überlegungen zu einer integrativen, zeitgemäßen und reformorientierten Hochschule sein kann. Ankerpunkt ist dabei die demokratiepolitische Bedeutung der Humanities. Neben einführenden Keynote-Vorträgen und einer abschließenden „humaniFIESTA!“ stehen drei runde Tische im Zentrum des Events, an denen mit internationalen und lokalen Fachleuten und Studierenden zu den drei Bereichen Universität, Architektur und Kunst sowie Gesellschaft der Zukunft debattiert wird.
Humanifesta richtet sich an all jene, die den Wert der Humanities für eine offene Gesellschaft stärken und Teil eines Netzwerks der Critical Humanities werden möchten.
Humanifesta richtet sich an all jene, die von einer offenen Akademie für eine integrative Gesellschaft träumen und diesen Traum gemeinsam, auf vielfältige Weise, dezentral und vernetzt Realität werden lassen wollen.
Humanifesta in Graz
27.09.2020
Am Vormittag der Tagung geht es sowohl um Rückblick und Reflexion des Projektes "Values of the Humanities" (Was war?), als auch um eine kritische Analyse der Lage der Humanities in der Gegenwart (Was ist?). Dazu sprechen einerseits die Kulturanthropologin Johanna Rolshoven (Uni Graz) und die Stadtethnologin Kathrin Wildner (HCU Hamburg), die in das Projekt einführen und die Rolle der Geisteswissenschaften in Zeiten der Krise thematisieren. Andererseits wird ein voraufgezeichneter Vortrag des schwedischen Kulturanthropologen Orvar Löfrgen gezeigt und mit dem Vortragenden diskutiert. In seinem Beitrag geht es um die Bedeutsamkeit des Unscheinbaren und dessen Erforschbarkeit.
Rahmenmoderation: Heidrun Primas
von Johanna Rolshoven (Uni Graz) und Kathrin Wildner (HCU Hamburg).
„We have a desperate need for other stories, (...) recounting how situations can be transformed when thinking they can be achieved together by those who undergo them.” (Isabelle Stengers: In Catastrophic Times, 2015)
Politik und Gesellschaft erfahren tiefgreifende Umbrüche. Nicht nur Zivilgesellschaft und Wirtschaft sind aufgefordert zu reagieren, auch Wissenschaft und Bildungseinrichtungen. Zur Debatte stehen die Humanities. Sie waren und sind zentrale gesellschaftliche Instanz der Relativierung, der Kritik der Regierung, der Auseinandersetzung mit Ungerechtigkeit und Fehlentwicklungen. Ihre Anliegen orientieren sich an Aufklärung und Weltoffenheit sowie einer an demokratischer und gesellschaftlicher Kohäsion orientierten Haltung, die sich für ein respektvolles Miteinander in einer pluralen Weltgesellschaft engagiert.
Der Eröffnungsvortrag fasst einerseits zusammen, was im Rahmen des Projektes „Advancing the Value of Humanities" passiert ist und welche theoretischen, didaktischen und praktischen Erkenntnisse sich daraus ziehen lassen. Andererseits verorten sie die Rolle der Humanties in den aktuellen gesellschaftlichen Krisensituationen.
Orvar Löfgren (Lund/SE)
What is happening when nothing seems to happen? Humanistic research has a potential for searching for what is overlooked or silenced, looking for the forgotten or ignored and exploring the hidden undercurrents of everyday life. What does this research terrain look like and what approaches could be developed further, for example in dialogues with artists who are good at problematizing things just taken for granted? And maybe there are some lessons from everyday life in Corona times we can use.
Übertragung aus Lund/SE, im Anschluss Diskussion mit dem Autor über Videotelefonie.
Mittagspause mit Catering von „Parks", gesponsert vom Bürgermeisteramt der Stadt Graz.
Der zweite Teil der Tagung ist durch drei Tischegespräche zu den Feldern Academy, Industry und Society gegliedert und endet mit einer Abschlussrunde.
Rahmenmoderation: Heidrun Primas
Tischgespräch 1: Academy
Die gegenwärtige Universität wird in ihrer Denk-, Forschungs-, Lehr- und Lernfreiheit, die ihr vor dem Hintergrund einer demokratischen Verfassung zugebilligt wird, zunehmend beschnitten. Diese Prozesse verlaufen teils schleichend, teils manifest und offensichtlich. Die Covid19-Pandemie macht diese problematischen Prozesse sichtbarer und spitzt sie zu. Die Entwicklung verläuft parallel zu nationalen Politiken und ihren staatlichen Institutionen sowie zu öffentlichen wie privaten Unternehmensführungen. Die Kapitalisierung des Sozialen, des Mentalen und Habituellen führt zu Entmündigungen und Überforderungen des/der Einzelnen und gefährdet die Zukunft der Gesellschaft, die menschen- und naturverträglicher Visionen bedarf. In Krisenzeiten wie diesen ist es die Aufgabe der Geisteswissenschaften, ihre kritisch-reflexive Rolle wahrzunehmen, Fehlentwicklungen aufzuzeigen und entgegen zu steuern. Es steht viel auf dem Spiel! Welche Probleme und Fehlentwicklungen stechen heraus? Welche Bedarfe liegen akut vor? Welche zeitgemäße Universität und Bildung braucht die Gesellschaft? Welche Visionen formulieren wir? Nice to have: Wie erreichen wir das?
Moderation: Gudrun Salmhofer
Mit: Christian Fleck, Gilles Reckinger, Johanna Rolshoven, Kathrin Wildner
Tischgespräch 2: Industry
Im Fokus stehen Architektur als Gestaltungs- und Umsetzungskraft/-macht und Arts als Sprache, die Ambivalenzen, Konflikte, Reibungen und Probleme auf andere Darstellungsebenen zu bringen vermag und dadurch Bewusstseins- und Bewusstwerdungsprozesse beeinflussen kann. Wie können sich zukünftige ArchitektInnen die notwendigen Kompetenzen aneignen, um aktuelle Problemstellungen zu erkennen, aktiv Lösungen vorzuschlagen und um dadurch an gesellschaftlicher Relevanz zu gewinnen?
Moderation: Vera Schabbon und Antonia Prohammer
Mit: Daniel Gethmann, Barbara Holub, Bernd Kniess, Günther Prechter, Jomo Ruderer
Tischgespräch 3: Society
Das Tischgespräch beschäftigt sich mit der Frage, inwieweit Wissenschaft und Gesellschaft stärker miteinander verbunden werden können. Hierfür wurden verschiedene Akteur_innen aus dem Bereich der kritischen Bildungsarbeit und Kulturvermittlung eingeladen, welche sich an den Schnittstellen von Bildung, Politik, Kunst und Kultur und Wissenschaft bewegen, gemeinsam zu diskutieren. Während des Gesprächs sollen verschiedene Praxen aus diesen Bereichen vorgestellt und diskutiert werden. Im Rahmen der Diskussion soll aufgezeigt werden, welche Hürden es im Bereich von Wissenschaft und Wissensvermittlung gibt. Dabei geht es besonders um Diskriminierungsmechanismen, die vielfach als „epistemische Gewalt“ gefasst werden. Wie kann dies in unserem Bildungssystem lokalisiert und aufgelöst werden? Welche Rolle spielen Stadt und Kultur bei dieser Bildungsarbeit? Welche kulturwissenschaftlichen Handlungsmöglichkeiten gibt es innerhalb und außerhalb der Universität?
Moderation: Laura Bäumel, Lena Prehal, Astrid Schütter
Mit: Asiyeh Panahi, Gregor Berger, Anahita Neghabat, Nina Aichberger
Moderation: Heidrun Primas.
Im Anschluss: HumaniFIESTA und gemütlicher Ausklang
Aufgrund der Corona-Pandemie ist die Zahl der Teilnehmer_innen stark begrenzt und eine Teilnahme vor Ort nur mit Einladung möglich.
Sämtliche Beiträge werden nach der Tagung auf dieser Webseite zur Verfügung gestellt.