Advancing the Value of Humanities in Academia, Society and Industry – ein trinationales Bildungsprojekt
Das Projekt wurde gemeinsam von den Universitäten Liechtenstein und Graz sowie der HafenCity Universität Hamburg durchgeführt. Theoretisch im Zentrum standen an allen drei Orten die Konzepte von Raum und Kultur. Die je unterschiedlichen Themen der Lehrprojekte orientierten sich an aktuellen Standortfragen dieser Hochschulen, an den je vertretenen inhaltlichen Schwerpunkten der Institute und der interdisziplinär orientierten Expertise der Beteiligten.
Nach Abschluss der Lehrprojekte erfolgte eine kritische Evaluation durch die interdisziplinären Dozent_innenteams der jeweils anderen Hochschule. Die Parameter des Vorgehens hierbei wurden im Vorfeld gemeinsam erarbeitet. In Form einer ethnografischen Begleitforschung wurden mit den Methoden der teilnehmenden Beobachtung, einer schwebenden Aufmerksamkeit sowie über Interviews mit Studierenden und Dozent_innen Erkenntnisse und Fragen schriftlich, über Skizzen und Maps sowie fotografisch und filmisch dokumentiert. Die Ergebnisse und Erkenntnisse der jeweils vorherigen Evaluation flossen sodann über konstruktive Feedback-Loops in die nächstfolgende Veranstaltung ein. Über dieses Verfahren konnte ein konsekutiver Prozess der Kommunikation, des Lernens und Zusammendenkens aller Teams sowie eine Verdichtung der Anliegen und Erkenntnisse erzielt werden.
Bei der Lehrveranstaltung in Vaduz stand der Grenzraum als thematischer Schwerpunkt im Zentrum. Im Rahmen einer einwöchigen Block-Lehrveranstaltung sammelten Studierende verschiedener fakultätsübergreifender Studiengänge - vor allem Entrepreneurship und Architektur - erste ethnografische Erfahrungen in explorativen, interdisziplinären Forschungsteams. Dabei kam eine Reihe von Lehr-Lern-Tools zum Einsatz, wie „Epistemische Objekte”, der Einsatz verteilter Rollen, die „Jukebox” als Vermittlungsformat, die „Tischkritik” usw. Inhaltlich wurden u. a. Methoden der Kulturanalyse, selbstreflexives Denken und interdisziplinäres Arbeiten thematisiert.
Die Lehrveranstaltung an der HafenCity Universität Hamburg fand im Sommersemester 2019 in Kooperation mit dem stadtpolitisch engagierten Verein HALLO: e.V. statt und nahm den Begriff des Eigentums in den Fokus. Studierende verschiedener Fachrichtungen (Architektur, Stadtplanung, kulturwissenschaftliche Stadtforschung) arbeiteten mit und über das Gelände eines ehemaligen Recyclinghofes im industriell geprägten Hamburger Osten. Nach einer Auseinandersetzung mit theoretischer Literatur zu den Themen Eigentum,
Mapping und dem Wert der Geisteswissenschaft entwickelten die Studierenden kleine
Forschungsprojekte vor Ort mittels eines vielfältigen Methoden-Katalogs. Das erhobene Material wurde in Form von Mapping-Installationen auf dem Gelände präsentiert und floss in die Formulierung eines White Papers ein.
Die Grazer Lehrveranstaltung war als exploratives und ergebnisoffenes Lehr-Lern-Labor konzipiert. In interdisziplinären, multilingualen Teams zwischen Kulturanthropologie, Kunst und Architektur erarbeiten die Studierenden im Laufe eines Semesters selbstorganisierte Forschungsprojekte rund um das Thema des „Umbruchs” (upheaval) im Grazer Stadtraum. Mittels regelmäßiger Raumwechsel, bewusst gesetzter Irritationen („Unlearning”) sowie vielfältiger Input-Formate und Arbeitsaufgaben wurde eine sehr spezielle, offene Arbeitssituation gestaltet und laufend reflektiert. Besonderes Augenmerk wurde auf die Moderation und Gestaltung sozialer Prozesse im Sinne einer temporären Lehr-Lern-Gemeinschaft gelegt.