Die Lehrveranstaltung „Grenzraum ethnografisch erkunden“ fand als Blockwoche im Februar 2019 statt. Sie stellte die erste explorative Lehrveranstaltung – und damit die erste Fallstudie – im Projekt „The Value of Humanities” dar und wurde vom Center für Geistes- und Kulturwissenschaften organisiert.
Liechtenstein ist ein Gebiet, das geografisch, staatlich und politisch definiert wird und das ein kulturelles Ordnungssystem bietet. Doch was macht diesen „Grenzraum" aus? Wie wird er individuell wahrgenommen, wie wird er erlebt, welche Geschichte und welche Geschichten ranken sich um ihn? Welche Strukturen und Regeln wirken konkret, welche symbolisch und wie zeigt sich die materielle Ausgestaltung dieses Grenzraums?
In der Lehrveranstaltung wurde der Grenzraum ethnografisch entlang von Figuren, Bildern, Geschichten erforscht. Gemeinsam mit Studierenden wurde ausgelotet, welche Grenzen politisch, sozial, alltagskulturell oder symbolisch wirksam sind und was für Übergänge, Überschritte und Bewegungen generiert werden.
Die Lernergebnisse und zu erwerbende Kompetenzen waren vorab wie folgt formuliert:
Die Studierenden...
...lernen theoretische und methodische Grundsätze der Ethnografie kennen.
...erproben ethnografische Methoden des Beobachtens und Zuhörens im Feld.
...stellen Bezüge zwischen ethnografischen Grundsätzen und der eigenen Fachrichtung oder dem eigenen Schwerpunkt der Architektur und der Wirtschaftswissenschaften her.
...reflektieren die Bezeichnungen "Grenzraum", "Raum" und "Kultur" und kennen unterschiedliche Zuschreibungen sowie Kontexte.
...diskutieren die Erfahrungen der eigenen empirischen, ethnografischen Feldforschungsübung.
Den Studierenden aus den Bereichen Entrepreneurship, Architektur und Wirtschaftsinformatik hatten mit geisteswissenschaftlicher Herangehensweise zum Teil noch wenig Berührungspunkte. Umso größer war das Interesse, aber auch die Reibung an kulturanalytischen Werkzeugen, der Praxis des kritischen Hinterfragens und an einer ergebnisoffenen, freien Arbeits- und Diskussionsweise.
Bezugsrahmen waren theoretische und methodische Prinzipien der Ethnografie und der Kulturanalyse, die die Studierenden selbstständig anwandten. Ein Schwerpunkt lag also darin, den Seminarraum zu verlassen, ins Feld zu gehen, mit einem „ethnografischen Blick” Beobachtungen anzustellen und diese danach gemeinsam zu besprechen und zu reflektieren.
Pädagogisch machte sich das interdisziplinäre Team aus Lehrenden dabei eine Vielzahl an Werkzeugen nutzbar, um universitäre Routinen zu durchbrechen und andere Denkweisen anzuregen.